Anneliese Sojer
Im Jahr 1994 begann ich in Enschede (Niederlande) an der AKI (Akademie für bildende Kunst und Formgebung) mein Studium der Bildhauerei. Die Arbeiten, die ich damals machte, waren tonangebend für die Dinge, die mich bis heute interessieren. Meine Arbeiten haben hauptsächlich zu tun mit meiner schon sehr lange andauernden Faszination für bestehende Dinge, Formen und diverse Materialen. Auch nach meinem Studienabschluss ist diese Begeisterung unvermindert groß geblieben. Durch experimentelle Erfahrungen mit Materialien und das Verarbeiten diverser Gegenstände bin ich in der Lage Skulpturen zu schaffen, die ich im Kopf konzipiere.
Ich gehe oft auf die Suche nach Gegenständen, an denen Menschen achtlos vorbeigehen - Dinge aus dem täglichen Leben ziehen mich intuitiv an. Ein Gebrauchsgegenstand kann mich derart berühren, dass ich ihn aus dem ursprünglichen Kontext löse und der neugeschaffenen Skulptur veränderte Form und anderen Inhalt gebe. Das Objekt bleibt meist realistisch, doch kombiniert mit der Eigenschaft des Basismaterials bekommt es eine nahezu surrealistische Ausstrahlung. Die „Haut“ meiner Skulpturen ist stets wichtig. Sie gibt ihnen nicht nur eine tastbare Qualität, sondern auch Struktur und sorgt für eine bestimmte Verfremdung.
Meistens liegt eine persönliche Erfahrung – bewusst oder unbewusst - im Hintergrund. Dann beginnt das fantasievolle Spiel zwischen Idee und Material. Die doppeldeutige Botschaft meiner Arbeiten wird durch einen anregenden Titel verstärkt. Wichtig ist mir auch, die bekannte Wirklichkeit mit einem kleinen Augenzwinkern zu betrachten, zu ironisieren und auf eine ästhetische Weise kreativ umzusetzen. Der Betrachtende kann an der Liebe zum Detail die Intensität meiner Auseinandersetzung mit der Materie ablesen – für mich ist eine Arbeit dann gelungen, wenn sie berührt.